Kohärenz oder die Abwesenheit des Wartens, eine Werkreihe aus dem Sommer 2015
Menschen, die Momente großer Trauer in ihrem Leben erfahren haben, beschreiben oft, dass damit eine neue, veränderte Art der Wahrnehmung einhergeht.
Sich einer extremen Situation bedingungslos ausgeliefert zu fühlen, schärft die Empfindungskraft. Vielleicht hat genau eine solche Erfahrung bei mir die Entscheidung bestimmt, den Weg und die besondere Form einer gemeinsamen Arbeit und Auseinandersetzung zu wagen. Nach dem Tod meines Künstlerkollegen und Freundes Achim K. habe ich gemeinsam mit seiner Tochter Nuria May mit Materialien gearbeitet, vorwiegend mit Relikten aus dem Alltagsgebrauch und der Natur, die wir bei der Sichtung des künstlerischen Nachlasses vorgefunden hatten.
Unsere Inspiration war komplex:
Zum einen entstand sie durch genaue Beobachtung der einzelnen Werke von Achim, zum anderen aus purer Begeisterung für seine Arbeiten. Das bedeutete aber nicht, dass wir diese Arbeit nachahmen wollten. Es ging darum, den Prozess des Anstoßens und des Ingangsetzens zu begreifen und selbst zu erfahren.. Wir wollten da nichts interpretieren, nur sehen, fühlen und verstehen. Was dahinter wirkte, war vielleicht ein Gleichklang zwischen uns, eine gemeinsame Wellenlänge oder Energie zu erfahren, die zur Berührung führt. Die Arbeiten, die in diesem Prozess der Erkundung bei uns entstanden, machen somit auch keine künstlerisch thematischen Aussagen, sondern sie erzählen von Erfahrungen und atmen ihre Geschichte.
Der Versuch einer rein künstlerischen Analyse führt in die Klemme, die gemeinsame Arbeit erschließt sich nicht über den Verstand; darum ging es uns auch nicht. Aber sie öffnete uns eine Tür zu einem Weg nach innen und zeigte im Gesamten vielleicht dies: in der Abwesenheit des Wartens auf etwas anderes als das, was jetzt gerade passiert, kann man es aushalten.